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Mensch sein


- ein Gedicht der Poetry-Slammerin


Anna Schneider




Ich will Mensch sein
Gerade jetzt in dieser Zeit
Weiß aber gar nicht mehr, was Mensch sein eigentlich heißt

Herbert hat gesagt: Der Mensch heißt Mensch weil er irrt und weil er kämpft und weil er hofft und weil er liebt, weil er mitfühlt und vergibt und weil er lacht und weil er lebt … - aber das fehlt

Denn wenn ich dich frage was Mensch sein heißt
Dann sagst du nur Dinge
Die in meinen Ohren gar nicht nach Menschsein klingen

Du sagst ich soll Abstand halten damit du dich nicht infizierst, denn Abstand heißt Nähe…
Ich soll eine Maske tragen damit mein Atem dir deinen nicht raubt, denn Maske tragen heißt Nächstenliebe…
Ich soll Kontakte reduzieren damit meine Kontakte ihre reduzierten Kontakte nicht infizieren, denn Kontakte reduzieren heißt Solidarität…
Ich soll mich nicht alternativ informieren weil alle anderen dumme Lügen erzählen, nur dir vertrauen, sonst bin ich wirr…
Ich soll meinen Nachbarn an dich verraten, wenn er etwas getan hat, was du verboten hast, denn Petzen heißt Andere Schützen…

All diese Dinge hab ich ganz anders gelernt
Mensch sein ist sich nahe sein
sich spüren und einander zuhören
Denn Nähe heißt Nähe

Ich will dir nicht ausweichen und mich von dir entfernen
Ich hab dich gern und will dir das zeigen
dich in den Arm nehmen und deine Menschlichkeit spüren

Mensch sein kann man nicht nur spüren sondern auch sehen
Es ist das Lächeln um dir zu zeigen, dass ich die gern hab
Durch ein Lächeln oder ein gute Tat zeige ich Nächstenliebe
Nicht indem ich meinen Mund verhülle

Nächstenliebe ist Nächstenliebe
Und keine Maske damit ich die vielleicht nicht infiziere
Ich will dich sicherlich nicht infizieren
Doch genau so wenig will ich meine Kontakte reduzieren
Denn gerade die vielen Menschen die mir begegnen, machen mich stark

Menschen sind einander nahe und sind gern zusammen
Das gehört zum Menschsein schon immer dazu
Aber dann kann man sich ja infizieren, sagst du
Doch auch das ist keine Seltenheit
Krankheiten und die Menschen selbst sind die einzigen wirklichen Feinde der Menschheit

Menschen sterben, auch das ist normal
Es ist zwar traurig, aber keiner hat wirklich die Wahl
Sollten wir dann nicht lieber das Leben feiern
von uns, die sind
und von denen, die waren
damit diejenigen, die sein werden
wissen was Menschsein ist?

Woher sollen sie das wissen wenn alles verboten was menschlich ist?
Wir dürfen einander nicht anlächeln und nicht berühren
Keine Nähe mehr spüren
Uns nicht begegnen
Nicht singen und tanzen
In einigen Läden ist sogar das Sprechen verboten
Damit niemand stirbt
Doch ich frage dich: Was ist menschlicher als der Tod?

Wenn wir noch nicht mal das dürfen
Der Mensch darf nicht mehr in Würde sterben
Allein und isoliert ist er wenn das Leben ihn verlässt
Kein Wort des Abschieds, keine Nähe
Denn das ist gefährlich

Aber ist nicht das Leben selbst tödlich?
Sollten wir dann nicht lieber das verbieten?
Bevor jeder Tote allein gelassen und benutzt wird um die Massen zu kontrollieren
Damit keiner hinguckt wo es wirklich brennt

Du hast den Kontakt zu dir selbst verloren
Und brauchst andere, die dir sagen wie Menschsein funktioniert
Sie sagen dir, dass du dich infizierst und dass das überall passiert
Sie sagen dir, dass Menschen, die hinterfragen, in diesem Land nichts mehr zu sagen haben sollten

Sie sagen dir Angst ist menschlich und das ist sie sicherlich
Aber nicht vor jedem Menschen, der dir begegnet
Sie sagen dir, dass du für den Tod von anderen verantwortlich bist
Wenn du dich nicht an das hältst, was sie dir sagen
Und du hast ihnen geglaubt

Und bist so ein Mensch, der nur noch von zu Hause für andere Menschen kämpft
Für wen, das weißt du nicht, die Pandemie hat kein Gesicht
Im Grunde kämpfst du nur noch für dich und hast aufgehört zu hoffen
Die da oben irren sich schließlich nicht

Du hast aufgehört das Leben zu lieben weil es dir Angst macht
Es macht dir Angst, ein Mensch zu sein
Es macht dir Angst, zu sterben
Und weil du jeden so behandelst, als könnte er dich infizieren
Hast du aufgehört mit den Menschen mitzufühlen
Denn jeder ist der Feind, den es zu bekämpfen gilt
Und im Krieg verschließt der Mensch die Augen vor dem was mit dem Feind geschieht
Wenn du deine Augen wieder aufmachst dann siehst du was deine Kriegsführung angerichtet hat

Da ist ein Künstler, der keine Bühne mehr hat, weil keiner ihn sehen, ihm zuhören will
Weil jeder Angst hat

Da ist ein Mann, der seine Arbeit verloren hat, sein Geschäft ist geschlossen, nicht genug Umsatz, nicht genug Kunden
Weil jeder Angst hat

Da ist eine Mutter, die von zu Hause arbeitet, mit zwei Kindern, die den ganzen Tag schreien, und niemand, der sie entlastet
weil jeder Angst hat

Da ist das Mädchen, das vom Vater geschlagen wird, sie kann nirgends hin, denn alles ist zu, es gibt niemanden, der ihr hilft
Weil jeder Angst hat

Da ist der Junge, er darf nicht zur Schule, er darf seine Freunde nicht sehen, er macht wieder ins Bett, Keiner der mit ihm spielt
Weil jeder Angst hat

Da ist die Oma im Pflegeheim, sie ist allein, Keiner darf zu ihr, Keiner darf sie berühren, Keiner kommt
Weil jeder Angst hat

Da ist ein Mann, der letzte Nacht gestorben ist, Keiner war bei ihm, Keiner hörte sein Flehen, er musste allein sterben
Weil jeder Angst hat

Da ist der Mann, der aus Angst vor dem Virus keinen Ausweg sah und sich das Leben nahm, Keiner der ihn beruhigte
Weil jeder Angst hat

Und da bin ich
Die fragt ob es keinen anderen Weg gibt
Einen, bei dem keiner Angst hat
Bei dem nicht so viele Leben kaputt gehen
Einer, bei dem wir wieder Mensch sein können

Denn es gibt Menschen
Die hinsehen und sagen
Wir KÖNNTEN einen anderen Weg gehen
Und was sagst du?

Anna Schneider


Wir finden diesen Text der o.g. Poetry Slammerin in diesen Tagen einfach sehr passend und möchten uns ihr geistiges Eigentum auch nicht aneignen. Deshalb haben wir den Text unverändert (so, wie er uns zugespielt wurde) eingesetzt. Es ist uns ein Anliegen, dass so viele Menschen wie möglich diesen Text lesen und evtl. die Situation auch aus einem anderen Blickwinkel als dem derzeit gängigen betrachten.



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